Kennt ihr noch an den Füßen begrüßen?

Ich komme abends von der Arbeit nach Hause. Henri empfängt mich schon im Flur und möchte mir unbedingt und ganz dringend etwas zeigen. Trotzdem, mein erster Gang ist ins Badezimmer. Ich wasche mir die Hände. Der Große sagt, dass er so aufgeregt sei und ich jetzt unbedingt kommen müsse. Lotta liegt auf ihrer Krabbeldecke im Wohnzimmer und hat meine Stimme gehört. Sie macht große Augen und „ruft“. Sie möchte begrüßt werden. Ich trockne mir die Hände gründlich ab und nutze das Händedesinfektionsmittel, welches gleich neben der Seife steht.

Jetzt bin ich da. Alle bekommen einen Kuss. Der Große zeigt mir seine aufgebaute Playmobil-Landschaft. Lotta wird von mir begrüßt. Sie freut sich, dass ich da bin.

Lotta ist immungeschwächt. Das ist Teil ihres Gendefekts. Es gibt keinen Leitfaden wie man damit umgehen soll. Also haben wir eigene Regeln aufgestellt. Eine davon lautet „Begrüßen an den Füßen“ bzw.  niemand fasst Lotta an, ohne sich zuvor die Hände gewaschen und desinfiziert zu haben. Das gilt für Oma, Opa, Tante und Onkel genauso wie für den Großen, Juli und mich. Natürlich gibt es Situationen in denen wir auf Menschen treffen, die es nicht wissen. Da haben wir dann so unsere Tricks. Wir halten zum Beispiel ihre Hände fest. Denn manchmal geht es so schnell, dass wir kaum reagieren können. Schon mehr als einmal wurden meine Hände dann liebevoll gestreichelt.

Aber auch wenn es sich lustig anhört. Eine für uns leichte Erkältung kann für Lotta, einem Kind mit MOPD1, lebensgefährlich sein.

Im Übrigen sollten die Regeln „Nicht anfassen“ oder „Begrüßen an den Füßen“ oder „Erst fragen, dann anfassen“ auch für alle anderen Babys gelten. Babys im Allgemeinen haben noch kein so gutes Immunsystem wie Erwachsene. Ein Herpesvirus den ein Erwachsener an der Lippe hat, kann für ein Baby oder immungeschwächtes Kind sehr gefährlich sein. Ich weiß, dass viele Menschen es unbewusst machen und niemand möchte das kleine Wesen, welches sie gerade liebevoll begrüßen, anstecken. Daher: Vielleicht denkt der ein oder andere beim nächsten Mal an eine der Regeln und kann sich zurückhalten.

Das erspart uns Eltern übrigens auch eine unangenehme Situation. Es ist nicht immer einfach jemanden vor den Kopf zu stoßen, der es eigentlich gut meint. 😉

Wir sind froh, dass der Große und einer unserer kleinen Neffen da sehr gut aufpassen und die Leute mit ihrer charmant, direkten Art darauf hinweisen.

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